Sommerfest, aber nicht für alle


Liebe Leunaer,

ich hatte Sie vor einigen Tagen ermutigt, zur LAGA zu fahren, um dort das Sommerfest der Stadt Leuna zu feiern. Die Freikarten hatten Sie sich verdient.

Ich sollte, durfte, konnte am VIP-Programm teilnehmen. Schließlich waren Gäste aus den Partnerstädten Wesseling, Hohenhameln/Clauen und Jaraczewo gekommen. Die Fraktionsvorsitzenden waren geladen, das Tagesprogramm eng getaktet. LAGA, Essen, LAGA, Essen, LAGA… Ich habe unsere Fraktion vertreten.

Programmauszug: Samstag, 25.05.2024

09:30 Uhr  Abfahrt vom Holiday Inn zur Landesgartenschau
10:00 Uhr  Zugang zur Landesgartenschau
10:30 Uhr  Eröffnung des Sommerfestes durch Herrn
10:45 Uhr  Freizeit auf der Landesgartenschau
12:00 Uhr  Mittagessen in der Linde Spergau
13:30 Uhr  Führung über das Gelände der Landesgartenschau mit Hr.
15:00 Uhr  Kaffeetrinken in der Hauptgastronomie auf der Landesgartenschau
16:30 Uhr  Rückfahrt zum Hotel, Pause, Zeit zum umkleiden
18:00 Uhr  Abfahrt vom Hotel zum Athos in Beuna

18:30 Uhr  Abendessen im Athos in Beuna  
                  danach Ost-Rock Konzert auf der Landesgartenschau

Persönlich liegen mir derartige Anlässe und Feierlichkeiten nicht. Der Einladung bin ich pflichtgemäß gefolgt, habe die Fraktion vertreten, allerdings das Programm abgekürzt. Den letzten Tagesordnungspunkt „Ost-Rock-Konzert“ wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen – ein ganz privates Interesse.

Als Vertreter der Stadtratsfraktion wäre ich natürlich überall kostenlos hineingekommen, hin und her gefahren und natürlich auch rundum versorgt worden (3 Mahlzeiten), quasi all-inclusive auf Kosten des Steuerzahlers. Das liegt mir nicht, das will ich nicht. Also habe ich meine eigene personalisierte Karte, so wie Sie alle auch, bei der Stadtinformation abgeholt.

Das Konzert sollte gegen 20 Uhr beginnen. Ich wollte rechtzeitig da sein. 19.15 Uhr hielt ich für angemessen. Vor dem Tore der LAGA wartete bereits eine ziemlich saure Menge von Leunaer Bürgern. Einige mit Dauerkarten, andere hatten die LAGA schon besucht, und es gab Fans des Ost-Rocks ohne Interesse an Gartenbau und Blumenzucht.

Sie alle hatten Freikarten, sie alle wollten zum Fest der Stadt Leuna, zu ihrem, zu unserem Fest.

Sie durften nicht. Einlass nur bis 19 Uhr. Nur stand das weder auf den Freikarten noch war es vorher angesagt worden.

Ich wollte helfen, vermitteln. Die Security nicht. Nach einigen Telefonaten bequemte sich die Dame, die in unserer Stadt für Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, zum Eingang. Aber nicht um die Tore zu öffnen, sondern nur um zu verkünden, dass wir nicht reinkommen. In der Geschäftsordnung der LAGA steht, kein Einlass nach 18 Uhr.

Ich bestand darauf, dass sie das Stadtoberhaupt kontaktieren und die Angelegenheit klären solle. Hier warten mehr als 50 Leunaer, die zum Stadtfest ihrer Stadt wollen. Der werte Herr ließ ausrichten, dass er auch nichts machen könne. Wie sagte Gorbatschow: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“. Vielen Dank!

Stellen Sie sich vor: Walpurgisfeuer, Einlass nur bis 19 Uhr??? Die beiden Feste im Plastik-Park zu Leuna, die ich besucht habe, es war ein Kommen und Gehen. Niemand wäre auf die Idee gekommen, die Einlasszeit zu reglementieren.

Wenn man schon auf der LAGA ein Sommerfest feiern will, dann hat man gefälligst auch dafür zu sorgen, dass die geladenen Gäste, nämlich wir Leunaer, auf das Veranstaltungsgelände kommen, mit Freikarte, mit Personalausweis.

So ein organisatorisches Desaster hinzubekommen, ist schon beachtenswert. Im Vorfeld hatte man sich eben voll darauf konzentriert, eine CDU-Wahlkampfveranstaltung auf die Beine zu stellen.

Kein Einlass nach 19 Uhr. Das gilt für alle. Ausnahmslos!

Ich frage mich nur, wie es Bürgermeister seine Gäste geschafft haben.

18.30 Uhr Abendessen in Beuna. Einlass auf die LAGA nur bis 19.00 Uhr.

Der Wirt in Beuna ist flink, sehr flink. Aber innerhalb von 30 Minuten, Ouzo zur Begrüßung, Bestellung Getränke, Getränke, Bestellung Essen, Essen, noch ein Getränk, Ouzo zum Abschied, rein in den Bus und ohne Geschwindigkeitsüberschreitung nach Bad Dürrenberg, ist nicht zu schaffen.

Wann die „VIPs“ auf dem LAGA-Gelände eintrafen, weiß ich nicht. Ich stand am Eingang fürs einfache Volk, nicht an dem für besondere Gäste.

Der Plebs muss draußen bleiben, wenn die Herrschaften feiern.

Es ist gut, nicht auf seinen Privilegien als Stadtrat zu bestehen, sondern zu sehen, mitzubekommen, zu spüren, wie mit dem normalen Bürger umgegangen wird. Das erdet!

Der Bürger wird nur alle 5 Jahre gebraucht, um sein Kreuz auf dem Wahlzettel zu machen, um den Regierenden die Legitimation für 5 weitere Jahre zu geben, in ihren Amtsstuben zu hocken und unser Geld nach ihrem Willen auszugeben.

Es muss sich dringend etwas ändern. Wir Bürger dienen nicht der Verwaltung, die Verwaltung hat uns zu dienen. 

Udo Bilkenroth

PS: Kein Ostrock und kein Feuerwerk für mich. Nun ja, dann eben DFB-Pokalfinale. Gutes Spiel. Auch mit Feuerwerk, teurem Feuerwerk – wegen der Vereinsstrafe.

PPS: Das Geld für mein Mittagessen nebst Getränk erstatte ich an die Stadtkasse zurück. Den Fahrdienst habe ich nicht in Anspruch genommen.  


4 Antworten zu “Sommerfest, aber nicht für alle”

  1. Wirklich sehr bedauerlich was da passiert ist. Viel bedauerlicher ist die Tatsache das dies nicht die erste, zweite oder dritte Panne ist. Für die Betreuer der Stände (Sport, Feuerwehr usw.) war der Abbau auch nicht ohne Probleme. Ein Befahren des Geländes war auch nach 18 Uhr nicht möglich. Aus Sicherheitsgründen, nicht mal wenn eine Person voraus gelaufen wäre. Die E-Fahrzeuge dagegen fahren teilweise keine 20 cm an Fußgängern von hinten kommend vorbei. Von einem erfahrenen GF könnte man mehr erwarten.

  2. wir standen auch da und durften nicht rein. Die Rechtfertigungen waren eine Frechheit! Das war ein Reinfall!
    Im Endeffekt haben wir auch noch Fußball geschaut.

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