Liebe Leunaer,
der Sommer ist heiß und trocken. Ob nun Klimawandel, Großwetterlage, Jetstream, Regenschatten des Harzes oder alle zusammen schuld sind, sei dahingestellt. Fakt ist, es ist heiß und trocken. Den Schuldigen zu suchen, zu finden und zu benennen, bringt weder Abkühlung noch Regen. Wir müssen mit der Situation zurechtkommen – jetzt und hier.
Gehen Sie durch unsere Stadt. Die städtischen Grünflächen erstrahlen in einem kräftigen Beige-braun. Das einzige Grün – die Wassersäcke an den kleineren Bäumen. Zwar braucht jeder Baum Wasser, aber nicht jeder bekommt welches. Kein Wasser oder keine Säcke? Das ist hier die Frage.
Im Fernsehen überbieten sich Moderatoren und Wetterexperten (früher noch Wetterfrösche genannt)mit dunkelrot bis braun eingefärbten Wärmekarten und Dürreatlanten, berichten über dramatische Feuersbrünste, ausgetrocknete Flüsse und mahnen zum Wassersparen.
Die meisten Landkreise, so auch der unsrige, haben Wasserentnahmeverbote für Flüsse, Bäche, Seen und Teiche ausgesprochen. Schon vor vielen Wochen! Mittlerweile ist auch die Wasserentnahme aus Brunnen untersagt, um damit zwischen 8 und 18 Uhr Grünflächen zu bewässern.
Beim einen mag der gesunde Menschenverstand vorhanden sein oder die Kombination mit einer gewissen Lebenserfahrung, beim anderen sorgt das schlechte Gewissen, ob der täglichen medialen Berieselung, dafür, auf das Rasensprengen zu verzichten. Private Bewässerungsorgien sind wohl eine Rarität. Das zwingend notwendige Gießen erfolgt früh am Morgen oder in den Abendstunden. So hat es der Kleingärtner schon immer gemacht, so steht es in mach altem Gartenbuch.
Leider gibt es immer wieder Konflikte. Das Parkfest (im Plastikpark zu Leuna) steht an – am 3. September. Aber, trotz schon lange feststehendem Termin, dem unermüdlichen Einsatz der Planer (neudeutsch: Event-Männedscher) und der Werbung, will der Rasen im Park nicht grün werden. Es will einfach nicht regnen. Hat Petrus etwa keine Einladung bekommen?
Ein Parkfest auf beige-brauer Unterlage, das passt nicht. Aber was nicht passt, wird passend gemacht. Besuchte früher der General die NVA-Truppe und der Rasen war nicht grün, musste grüne Farbe herhalten. Die „Amis“ haben mittlerweile reichlich Kunstrasen im Vorgarten oder greifen ebenfalls auf die NVA-Methode zurück.
In Leuna geht man andere Wege. Natürlich, ökologisch, nachhaltig. Vor Jahren scheiterte der ziemlich teure Versuch, den Stadtpark über eine Wasserleitung aus dem Saalealtarm zu bewässern. Mein alter Artikel ist wieder eingestellt. Die Bewässerungsruine ist heute noch zu sehen und amortisiert sich durch Nichtnutzung.
In Zeiten steigender Strom- und Wasserpreise setzt man auf Rasenbewässerung mit Trinkwasser. Schließlich hat Leuna qualitativ hochwertiges Trinkwasser, gewonnen in der Saaleaue und mittels Umkehrosmose teuer aufbereitet. Also nur das Beste für den Rasen im Pastikpark.
Irgendwie hat man das mit den Bewässerungszeiten falsch verstanden. Gießen vor 8 und nach 18 Uhr – nicht Gießen zwischen 8 und 18 Uhr. Falls man sich mit der Uhr (dem Ding, das die Zeit anzeigt) nicht auskennt, hier in leichter Sprache: Nicht gießen, wenn die Sonne scheint.
Nach nunmehr gut 3 Wochen täglichen Rasensprengens im Plastikpark und etlicher Beschwerden, sollte das auch im Rathaus angekommen sein. Und siehe da, in der mz findet sich ein Beitrag mit dem Titel: „Trockene Wiesen zum Parkfest“. „Definitiv werden wir die Wiesen nicht mehr retten“, ist da zu lesen. Ich dachte immer, dass es sich im Park um Rasen handele. Nun ja, auf dem Dorfe gibt‘s Acker und Wiese…
Immerhin, so könnte man es dem Zeitungsbeitrag entnehmen, soll mit der Rasensprengerei aufgehört werden. Die Order kam am Montag, in der Zeitung stand’s am Dienstag… und am Mittwoch früh um acht ward der Sprenger angemacht. Was kümmert das Geschwätz von gestern!
Der mz-Artikel erschien in der Rubrik: „AUSSCHUSS“. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Aber ich sehe Besserung: Am Sonnabend und am Sonntag wird nicht gewässert. Und auch nicht am Freitagnachmittag. Vielleicht ein Umdenken? Ein Hoffnungsschimmer? Oder doch nur ein Abbild der Arbeitszeiten im öffentlichen Dienst: „ Freitag ab eins macht jeder seins“.
Udo Bilkenroth
PS: Übrigens, die Anlage von Wildblumenwiesen, Blühstreifen und Mahdwiesen an den Rändern des Parks (hatte ich vor einigen Jahren vorgeschlagen) war abgelehnt worden. Damals ging es um die zu teuer gewordene Rasenpflege. Angeblich wollen die Bürger grünen Rasen und keine Wiesen, so die Begründung. Jetzt haben sie weder grün noch Wiese, nur teuer.